Pierre Henri-Rousseau nannte sein Atelier „Les Toiles du Matin“ (die Gemälde des Morgens). Im Französischen klingt dieser Ausdruck wie „L’étoile du matin“ (Morgenstern).
Es spielt einerseits auf Christus an, der in der Liturgie der Osternacht „Morgenstern“ genannt wird, „die neu entstehende Helligkeit in der Dunkelheit des Todes“ (vgl. Exsultet), aber auch auf Maria, seine Mutter (vgl. Lauretanische Litanei).
Pierre, geboren 1990, hat einen Abschluss in Kunstgeschichte. Er hat sich hauptsächlich im Atelier de la Renaissance in Maltechniken ausbilden lassen und diese Ausbildung durch professionelle Praktika ergänzt, insbesondere in der Technik der Freskenmalerei. Aber er erhielt seine wesentliche Ausbildung eigentlich schon viel früher: Während einiger Jahre, die er als Novize in der Vertrautheit des Herrn verbrachte, und dort den Geschmack göttlicher Schönheit genoss, die das benediktinische Leben bietet. Ganz im Sinne der Päpste des 20. Jahrhunderts, die die sakrale Kunst als quasi-priesterlich bezeichnen, ist er der Ansicht, dass die Schönheit in Verbindung mit der Betrachtung der Glaubensgeheimnisse zu Gott führt.
Unter diesem Link finden Sie einen Beitrag von Pierre Henri-Rousseau in der Sendung en quête d’esprit auf Cnews. Eine Diskussion über das Thema Apokalypse, ausgehend von der Kunst: https://www.cnews.fr/emission/2023-11-26/lapocalypse-cest-maintenant-en-quete-desprit-emission-du-26112023-1422946
Er fühlt sich durch das Gebet des Malers Fra Angelico getragen, der von Johannes Paul II. seliggesprochen wurde und Schutzpatron der Künstler ist. Dessen Leben und sein künstlerisches Schaffen werden vom diesem Papst als eine ebenso spirituelle wie praktische Richtschnur beschrieben. Auf dieser Grundlage will er seiner Mission treu bleiben: dem Menschen – ob gläubig oder nicht – ein Fenster zur übernatürlichen Welt zu öffnen. Und zwar durch die Vermittlung von Schönheit.
Pierre machte sich die Spiritualität des „Ikonenschreibens“ zu eigen, in einem künstlerischen Prozess, der dennoch freier und plastischer ist. Was ist seine Inspiration? Er schöpft zum einen aus der Betrachtung der Werke des Schöpfers, der Natur, andererseits aus der stets lebendigen Quelle des Wortes Gottes; sich kulturell ganz verwurzelnd im künstlerischen Erbe der großen Meister (bekannt oder anonym!).
So trägt Pierre Henri-Rousseau zum Schatz der sakralen Kunst bei: Er malt sehr wohl aus eigener Initiative, erfüllt aber vor allem Aufträge mit vorgeschriebenem oder nicht vorgeschriebenem Thema.
Das familiäre Umfeld, in dem er aufwuchs, hat ihn dafür sensibilisiert, denn die Bilder mit den warmen Farben von Henri Emilien Rousseau, seinem Urgroßvater, dem orientalistischer Maler, haben seinen Blick von Kindheit an geformt.
Die strenge Ausbildung in alten Maltechniken, die er während seiner Jahre im Atelier de la Renaissance (Lyon) erhielt, angefangen bei der Anfertigung einfacher Kopien bis zu Kopien von Werken aus dem 19. Jahrhundert, ermöglichen ihm nun die bestmöglichen Mittel für den jeweiligen Stil zu wählen.
Tempera auf Holz in Verbindung mit Blattgold ist die Technik, die der Künstler für bewegliche religiöse Werke wie Altarbilder und Triptychen verwendet – aber nicht nur. In einigen Fällen veranlasste ihn das Thema, Öl nach flämischer Art zu verwenden, wobei er für die Lasuren spezielle Medien benutzte. Gelegentlich malt er auch auf Leinwand in der Alla-Prima-Technik.
Die Freskenmalerei, d. h. die Kunst des Malens auf frischem Kalkputz nach den Verfahren des Quattrocento und der Renaissance, ist die bevorzugte Technik für die Wandmalerei in Kirchen und Kapellen. Sie ist recht schwierig auszuführen (sie erfordert nämlich, a fresco zu malen, d. h. den am Morgen begonnenen Teil am selben Tag auszuführen), ist jedoch sehr haltbar und hat vor allem eine unvergleichliche Farbqualität.
Und zur Entspannung zeichnet Pierre Henri-Rousseau gelegentlich Comics, um seinen Besuchern ein wenig Eutrapelie zu bieten, eine Tugend, die notwendig ist, um das geistige Leben ins Gleichgewicht zu bringen…