Freskentechnik und Wandmalereien

Das Fresko

In der Umgangssprache wird der Begriff Fresko fälschlicherweise für jedes Gemälde verwendet, das auf eine Wand gemalt ist. Aber auf einer Wand, die selbst aus verschiedenen Materialien besteht, kann man mit Öl oder Acryl malen usw. In all diesen Fällen sollte man von Wandmalerei und nicht von Fresken sprechen.

Das Fresko ist eine spezielle Wandmalerei, die edelste Art der Wandmalerei. Der Begriff „Fresko“ bezeichnet also eine Technik. Die Freskotechnik ist die Technik, die z. B. von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle (Rom), von Giotto und von Fra Angelico im Markuskloster (Florenz) verwendet wurde. Sie ist die Königstechnik der Renaissance. Aber auch die der Urgeschichte, die bereits von den Menschen des Jungpaläolithikums unbewusst (oder bewusst!) eingesetzt wurde, und dann die der Römerzeit und des Mittelalters in variierten Verfahrensweisen.

l'annonce de la resurrection (commande de la communaute des MMD, sur un sujet non impose)
l'annonce de la resurrection (commande de la communaute des MMD, sur un sujet non impose)

Es ist eine sehr schwierige Technik, da man in einem Zug malen muss, während der Kalkputz der Wand noch feucht ist. Nach dieser Zeit, durchschnittlich 24 Stunden, sobald der Putz an der Wand trocken ist, ist es nicht mehr möglich, auch nur einen einzigen Pinselstrich zu machen.

Diese technische Einschränkung erfordert, die Zeichnungen im Vorfeld gut vorzubereiten, um sich beim Malen der Wand sicher zu sein. Wie die meisten Freskenmaler ab dem Quattrocento, verwende auch ich die Technik der „Poncifs“ (Schablone), um meine Zeichnungen zu übertragen.

dessin preparatoire en vue du poncif
dessin preparatoire en vue du poncif

Ethymologisch leitet sich das Wort her von „a fresco“ (=frisch). Ein Fresko zu malen, bedeutet also, zu malen, solange der Putz noch frisch ist. Im Unterschied zu anderen Maltechniken bringt der Maler beim Fresko keine Materie auf die Wand (Öl, Harz …), sondern nur Pigmente, die in den noch feuchten Wandputz einsinken. Sobald die Wand getrocknet ist, sind die Pigmente, d. h. das Bild selbst, „gefangen“ in der Wand – und nicht auf der Wand. Außerdem kristallisiert sich ein dünner Film an der Oberfläche, der durch die Erhärtung des Kalks entsteht. So wird ein der Freskotechnik ganz eigener Transparenz- und Farbeffekt erzielt. Daraus entsteht ein wunderbares Licht, das das Göttliche auszudrücken vermag.

Um diesen bemerkenswerten Effekt zu erzielen, muss man sich also an die damit verbundenen Einschränkungen halten.

Wie ein Maurer also trägt der Maler in der Praxis frühmorgens eine Schicht Spachtelmasse in dem Bereich auf, den er im Laufe des Tages bemalen möchte. Sobald diese Schicht aufgetragen ist, wird er nicht eher ruhen, bis seine Malarbeit abgeschlossen ist, bis er zufrieden ist; es ist ein Wettlauf mit der Zeit, denn der Putz beginnt bereits zu trocknen.

Am nächsten Tag, wenn er keine Zeit hatte, die Arbeit zu beenden, oder wenn seine Zeichnung einige Mängel aufweist, ist es unwiederbringlich zu spät. Oder er bricht die Beschichtung ab und fängt von vorne an. Ein solcher Arbeitstag, der einer abgegrenzten Fläche des Verputzes entspricht, wird „giornata“ genannt.

Copie d'un detail d'une fresque de Tiepolo. La giornata est visible, avant la decoupe.
Sur cette image, on voit les deux giornata reservees respectivement au visage et au bas de la robe de l'ange.
Copie d'un detail d'une fresque de Tiepolo. La giornata est visible, avant la decoupe.

Viele Einschränkungen, viele Anforderungen, aber wenn die Arbeit gelingt, ist kein Wandgemälde so edel wie ein Fresko. Es ist die Technik, die ich persönlich vor allen anderen liebe.

Es gibt jedoch auch eine andere, im Mittelalter gebräuchliche Technik, die als „a semi secco“ oder „a mezzo fresco“ bezeichnet wird und bei der den Pigmenten ein wenig Kalk hinzugefügt wird. Es ist also ein Material, bestehend einer Mischung von Kalk, Wasser und Pigmenten, das der Maler auf den Kalkputz aufträgt. Der Zeitdruck für den Maler ist so geringer, aber die Farbintensität durch das Weiß des Kalks ist dafür auch abgeschwächt. Die Farben verlieren ihre Lebendigkeit, dennoch kann der dem Fresco typische „Pastell“-Effekt erreicht werden, insbesondere in einer alten Steinkirche. Daher wähle ich manchmal auch diese Technik – nicht so sehr aus Bequemlichkeit, sondern aus Harmoniegründen. Überzeugen Sie sich selbst anhand des folgenden Beispiels:

Bei Fresken versucht man, ausschließlich Pigmente aus der Familie der Erd- oder Ockerfarben zu verwenden, die fast die gesamte Farbpalette bieten: grüne Erdfarben, rote Ockerfarben, gelbe Ockerfarben etc. So passt sich das mineralische Aussehen des Kalks und der Erdpigmente harmonisch an das Aussehen der Steine des Gebäudes an.

Wandmalereien

In bestimmten Fällen kann die Freskotechnik nicht angewendet werden. Dies gilt insbesondere für ein Werk im Freien oder auf einem schwierigen Untergrund, z. B. wenn die Wand aus Metall besteht.

Oder der Herstellungsaufwand stünde in bestimmten Situationen einfach nicht im Verhältnis zum Nutzen, wie etwa bei Bühnenbildern.

So kann ich Ihnen je nach Ziel verschiedene Verfahren und Bindemittel vorschlagen, die insbesondere von der modernen Industrie bereitgestellt werden, z. B. Acrylfarbe und synthetische Leinwände. In bestimmten Fällen ist es sogar sinnvoll, auf eine Leinwand zu malen, die dann an einer Wand befestigt wird. Wenn Sie Kinder, Schüler oder Gruppen in die Gestaltung des Bildes einbeziehen möchten, biete ich Ihnen leicht zu verdünnende und abwaschbare Bindemittel an.

Anbei die Videomontage über die Herstellung eines Wandbildes https://www.youtube.com/watch?v=nymELZ6AwKg